Dieses Concorde Abkommen wird als schwierige Geburt in die Geschichte eingehen. Wenn es denn je von allen Beteiligten unterzeichnet wird. Das liegt an dem Dynamit, das in der sechsten Verlängerung des Grundsatzvertrages zwischen der FIA, den Inhabern der kommerziellen Rechte und den Teams steckt.
Es beinhaltet eine noch ungerechtere Verteilung der Einkünfte an die Teams als je zuvor. Es birgt die Gefahr, dass die großen Teams in der neuen Strategiegruppe Entscheidungen über die Köpfe der kleinen Rennställe hinweg treffen. Es soll die Basis für einen Börsengang sein. Und es soll der FIA so viel Geld in die Kasse spülen wie nie zuvor.In der FIA-Abgabe liegt Sprengstoff
Rechteinhaber und Teams zahlen insgesamt 40 Millionen Dollar jährlich an den Verband. Und genau da liegt der erste Sprengstoff versteckt. Eigentlich müssten die Automobilclubs froh sein, wenn ihnen Präsident Jean Todt so viel Geld einspielt. Bisher flossen nur 21 Millionen aus der Formel 1 in die FIA-Kasse. Das deckte kaum die Ausgaben.
Doch als Todt seinem Wahlvolk Auszüge des neuen Concorde Abkommens zukommen ließ, um sich die Bewilligung seiner Unterschrift unter das Dokument einzuholen, da stieß er nicht nur auf Zustimmung. Viele wollen dem Präsidenten nicht wie erhofft bis zum 4. September einen Blankoscheck ausstellen, sondern mit ihm über die interne Verteilung der Gelder bei der Weltrat-Sitzung zu diskutieren.
Kein Persilschein für Todt
Das Problem liegt darin, dass die Mittel der FIA Foundation im nächsten Jahr auslaufen. Das Geld war zweckgebunden. Die rund sieben Millionen Dollar jährlich flossen in Projekte der Sportclubs. Wenn jetzt zusätzliches Geld aus der Formel 1 bei der FIA ankommt, ist Todt nicht mehr gezwungen, klamme Sportclubs zu subventionieren. Er kann das Geld theoretisch auch in sein Road Safety Programm oder ein neues Büro in Genf investieren.
Die Sportclubs haben Angst, dass sie leer ausgehen. Deshalb wollen sie von Todt feste Zusagen über die Verwendung der Mittel aus dem Formel 1-Topf, bevor sie Ihm per Fax-Votum den Persilschein für das Concorde Abkommen ausstellen. Wenn diese Diskussion aber erst bei der Weltrat-Sitzung stattfinden soll, kann sich der Präsident seine Unterschrift unter das Concorde Abkommen abschminken. Da läuft ihm die Zeit davon.
Mittelfeld-Teams sind unzufrieden mit Geldverteilung
Es kommt noch ein weiteres Problem hinzu. Vielen Teams in der Formel 1 steht das Wasser bis zum Hals. Bei Lotus, Force India und Sauber fragt man sich, ob es sinnvoll ist, das eigene Todesurteil zu unterschreiben. Lotus-Besitzer Gerard Lopez sagt es offen: "Es kann nicht sein, dass der Großteil der Ausschüttung bei Ferrari und Red Bull hängenbleibt."
Das neue Auszahlungssystem ist hochgradig ungerecht. Die privilegierten Teams schöpfen so viel Geld ab, dass der Rest gar nicht mehr in den Genuss der höheren Ausschüttung kommt. Ferrari und Red Bull streichen den Löwenanteil ein. Aber auch Mercedes, McLaren und Williams kassieren einen Bonus unabhängig von ihrer WM-Position.
Kann der Verteilungsplan noch gestoppt werden?
Das bringt die anderen Teams auf die Palme. Sie sehen in einer Verweigerung gegen das Concorde Abkommen eine Chance, den Verteilungsplan neu zu ordnen. Das wird bei Bernie Ecclestone auf wenig Gegenliebe stoßen. Er wird sagen, warum diese Teams dann dem so genannten "Financial Agreement" bereits zugestimmt haben.
Der Grund dafür ist klar. Ecclestone hat mit seiner "Jetzt oder nie"-Taktik Druck ausgeübt. Alle hatten Angst, dass sie gar nichts bekommen, wenn sie nicht unterschreiben. Erst hinterher wurde ihnen klar, dass dieses System die Reichen reicher macht und die Armen arm lässt. Vermutlich ist das sogar so gewollt. Es soll diejenigen Teams von der Kundenauto-Idee überzeugen, die sich noch dagegen sträuben.
Eine Gegenstimme reicht gegen Concorde Abkommen
Eine offene Frage ist auch noch, wie sich die Rechteinhaber selbst verhalten. Mehrheitseigner CVC (35,1 Prozent) hat ein vitales Interesse daran, dass es ein Concorde Abkommen gibt. Es ist die Basis für einen Börsengang. Bernie Ecclestone selbst braucht kein Abkommen. Es könnte ihm sogar schaden. Bei einer offiziellen Anklage in München würde sein Posten als Geschäftsführer wackeln. Er wäre dann für Investoren ein Risiko.
Für die Zustimmung der Rechteinhaber sind offenbar die Unterschriften aller Vorstandsmitglieder nötig. Bernie Ecclestone könnte also locker das Abkommen blockieren. Und wenn er es nicht selbst tut, findet sich vielleicht ein Gutgesinnter aus diesem Kreis.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen